Bin ich ein Berliner?

Von: flash
Gesendet: Freitag, 27. Mai 2005 08:14
An: alle
Betreff: Grammatik (Um)frage

was bedeutet 'ich bin ein Berliner' (Hamburger, Frankfurter, Stuttgarter, Amerikaner, usw.)?

und nun die Antworten, verbatim, unzensiert:

1. das bedeutet sehr unterschiedliches. Vor allem hat es aber nichts mit Grammatik zu tun. Sondern mit Politik, regionaler Kuche und den eigenen Geburtsort.
'Ich bin ein Berliner' bedeutet z.b. dass ein Amerikaner (eigentlich ein rundes Kuchenstuck mit Zuckerglasur) den Berlinern (eigentlich eine gefullte Kuchenkugel) seine Unterstutzung signaliseren wollte.
Du siehst also : eine solche Aussage bezieht sich auf den eigenen Geburtsort, der gleichzeitig immer fur eine typischen kulinarische Spezialitat bekannt ist.
Frankfurter sind Wurstchen, Hamburger haben nur Fisch und haben sich deshalb von den Amerikanern helfen lassen ...nur die geizigen Stuttgarten Schwaben haben es nicht zu Stuttgartern geschafft. Das mussten eigentlich Spatzle sein. Haben Sie eingespart, die Bezeichnung 'Stuttgarter'.
Rudiger Weskamm

2. nur eine Seite der Medallie.
Martin Schneider [Monnem]

3. also wenn du ein berliner bist, bist du entweder JFK oder ein Pfannkuchen. Hamburger glaube ich weißt du: ein Brötchen mit Klops, Frikadelle, Fleischpflanzerl oder ein patty dazwischen mit Ketchup. Nen frankfurter dann bist du ein Würstchen. Stuttgarter kenne ich nicht. Und ein Amerikaner ist halt ein Gebäck mit vielen Zuckerguß drauf.
Jörg Micheel

4. das bedeutet einfach, dass man Dich zum Fressen gern hat.
Sandra an der Heiden [Leimenerin]

5. As for me: Berliner: Einwohner Berlins. Frankfurter: Einwohner Frankfurts und Wurstsorte. In Wien sagen die Einwohner uebrigens zu den Wiener Wuerstchen "Frankfurter", angeblich weil der Metzger, der sie in Wien erfunden hat, "Frankfurter" hiess. Stuttgarter: Einw. v. Stuttg. Amerikaner: Einwohner Amerikas, und ein suesses rundes Gebäck mit weisser Zuckerglasur auf einer Seite.
Ein Bayer würde eher sagen z.B. "Ich bin ein Straubinger/Regensburger/Passauer" als "Ich bin Straubinger", obwohl das auch ok ist.
Josef Striedl [(angeblich, ein) Straubinger?]

6. Hat JFK beim Besuch in Berlin gesagt. Die Russen hatten damals gerade angefangen die Mauer zu bauen. Viele meinen war Glück für JFK das die Mauer nicht in Hamburg gebaut wurde - wäre sicher ein Lacher geworden.
Christian Seidler [Wiener]

7. Des Rätsels Lösung:
Bei einem Besuch des nach dem Mauerbau geteilten Berlins am 26.6.1963 bekannte sich der amerikanische Präsident John F.Kennedy in einer Rede vor dem Schöneberger Rathaus zur Freiheit Berlins mit den Worten: "Heute lautet der stolzeste Satz, den man in der freien Welt sagen kann: "Ich bin ein Berliner."" Dieser Ausspruch, dessen letzten Teil Kennedy in Deutsch vortrug, spielt auf das lateinische Civis Romanus sum ("Ich bin ein römischer Bürger") an.
Heinz Schlagregen [(ein) Stuttgarter]

8. Kennedy wollte es gerne sein, ich hätte gern einen, mein götti wohnt in hamburg, meine kollegin in frankfurt, vfb ist besser als bayern münchen und viele freunde meiner eltern wohnen in den staaten .... willst es genauer wissen? grüassli
Angelika Briegel [Schweizerin]

9. ich wurde es als "Deutsch-Amerikanische Freundschaft" mit ein bisschen Hollywood und dem damals schon ausgepragten politischen Grossenwahn ubersetzen.
Michael Schmid-Becker

10. Es gibt 2 Varianten: Du kannst entweder sagen "Ich bin Berliner" oder "Ich bin ein Berliner". Wenn Du ausdrücken möchtest, daß Du lediglich aus Berlin stammst, dann sage "Ich bin Berliner". Wenn Du aber noch mehr zum Ausdruck bringen möchtest, daß Du mit ganzem Herzen, ganzer Seele und von Deiner ganzen Art Berliner bist, dann sage "Ich bin ein Berliner", so ähnlich wie Du auch sagen würdest "ich bin ein Mensch". Leider kannst Du hier nicht sagen "Ich bin Mensch". Grammatikalisch dürften also beide Formen zu vertreten sein, wobei "Ich bin ein Berliner" wahrscheinlich als umgangssprachlich eingestuft werden würde.
Das ist meine persönliche Erklärung, ob ich damit 100% richtig liege, weiß ich nicht.
Ulrich Lamb [Oestreicher]

11. isn't this that old question? Doesn't it mean: I am a jelly doughnut?
Juan Marchini [currently in Finland]

12. Natürlich ist man etwas unsicher mit dem Antworten, weil es sich fast wie eine Scherzfrage anhört, als ob Du die Antwort schon besser wüsstest, aber es könnte auch sein, dass Du es genau wissen möchtest und deshalb eine Rundemail startest.
Also, alles, was sich zu Deiner Frage weiss: Grundsätzlich bedeuten diese Ausdrücke meiner Ansicht, dass man in dieser jeweiligen Stadt wohnt. Diejenigen, die in diesen Städten wohnen, meinen allerdings manchmal, es bedeute, man müsse auch dort geboren sein. Weil nicht alle dieser Meinung sind, erfinden sie dann noch ähnliche Wörter für diesen Fall: So in Kassel: Kasseler: man wohnt dort, Kasselaner: Man ist dort geboren und Kasseläner: auch die Vorfahren sind von dort. Und natürlich ist es das gleiche mit Kölner und "ne Kölsche".
Die Bedeutung "Ich bin ein Berliner" hat natürlich noch eine andere Bedeutung erlangt, durch den US - Präsidenten Kenndy in den 60ern als er das bei einem Berlinbesuch in einer grossen öffentlichen Rede vor dem Volk sagte und sich damit in die Herzen der Zuhörenden, aber auch der ganzen Deutschen nach dem Krieg und der Luftbrücke Berlin redete. Ich glaube Reagan hat es ihm dann mal nachgemacht, bin ich aber nicht so sicher. Bill Clinton wollte es ihm dann auch nachmachen, allerdings in Köln und sagte vor einem Brauhaus: "Ich bin ein Kölsch", das heisst aber nichts anderes als ein Glas dieses hellen Bieres, was in Köln meistens getrunken wird....
Es gibt natürlich noch ein paar kulinarische Spezialitäten, die nach der jeweiligen Stadt benannt sind und dann auf diese Weisse abgekürzt werden: Frankfurter steht dann für Frankfurter Würstchen, das gleiche gilt für Nürnberger, allerdings vereinnahmten Ausländer den "Hamburger" für sich, der wohl auch nicht aus Hamburg kommt. So würde aber niemand behaupten, "ich bin ein Frankfurter..." mit dieser Aussage. Ich hoffe, Dir mit den Angaben gedient zu haben und hoffe, ich bekomme mal eine Rückmeldung.
Matthias Stueck [fuer noch ein Koelsch ist immer Platz]

13. "Ich bin ein Berliner" ist die Substantivierung der ersten Person Einzahl.
Würde dieser Satz heute ausgesprochen, wäre er vorraussichtlich der Satz des Jahres, des Jahrhunderts oder sogar des Jahrtausends.
Jürgen Fetzer [Bulli Fahrer]

14. Ich würde sagen: Aufgeblasen und fettig bedeuted das... (haha...)
Falk [Monnem]

15. "Ich bin ein Berliner", ist ja ein historischer Spruch. "Ich bin ein Hamburger", klingt immer noch besser als "ich sehe aus wie ein Hamburger" und zeugt von Lokalpatriotismus. " Ich bin ein Frankfurter" erfordert als Ergaenzung zwingend das "Wuerstchen". "Ich bin ein Stuttgarter" wuerde dort niemand sagen. Und das was die da zu sagen haben wuerde keiner verstehen. Ein echter Stuttgarter wuerde vermutlich sagen "I bin vu Stuagard". "Ich bin Amerikaner" ist zumindest weltweit nicht mehr ganz so verbreitet, man haelt sich "for security reasons" sehr zurueck. Ein schlichtes" I'm your friend, but I know it better" tut's ja schliesslich auch.
Frank Goellinger [Pfalz]

Danke an Alle die teilgenommen haben!

The text of the speech, made in Berlin on 26 June 1963:

I am proud to come to this city as the guest of your distinguished Mayor, who has symbolised throughout the world the fighting spirit of West Berlin.

And I am proud to visit the Federal Republic with your distinguished chancellor who for so many years has committed Germany to democracy and freedom and progress, and to come here in the company of my fellow American, General Clay, who has been in this city during its great moments of crisis and will come again if ever needed. Two thousand years ago the proudest boast was "civis Romanus sum". Today, in the world of freedom, the proudest boast is "Ich bin ein Berliner".

I appreciate my interpreter translating my German!

There are many people in the world who really don't understand, or say they don't, what is the great issue between the free world and the Communist world. Let them come to Berlin. There are some who say that Communism is the wave of the future. Let them come to Berlin.

And there are some who say in Europe and elsewhere we can work with the Communists. Let them come to Berlin.

And there are even a few who say that it is true that Communism is an evil system, but it permits us to make economic progress. Lass' sie nach Berlin kommen. Let them come to Berlin.

Freedom has many difficulties and democracy is not perfect, but we have never had to put a wall up to keep our people in, to prevent them from leaving us.

I want to say, on behalf of my countrymen, who live many miles away on the other side of the Atlantic, who are far distant from you, that they take the greatest pride that they have been able to share with you, even from a distance, the story of the last 18 years.

I know of no town, no city, that has been besieged for 18 years that still lives with the vitality and the force, and the hope and the determination of the city of West Berlin.

While the wall is the most obvious and vivid demonstration of the failures of the Communist system, for all the world to see, we take no satisfaction in it, for it is, as your mayor has said, an offence not only against history but an offense against humanity, separating families, dividing husbands and wives and brothers and sisters, and dividing a people who wish to be joined together.

What is true of this city is true of Germany - real, lasting peace in Europe can never be assured as long as one German out of four is denied the elementary right of free men, and that is to make a free choice.

In 18 years of peace and good faith, this generation of Germans has earned the right to be free, including the right to unite their families and their nation in lasting peace, with good will to all people.

You live in a defended island of freedom, but your life is part of the main.

So let me ask you as I close, to lift your eyes beyond the dangers of today, to the hopes of tomorrow, beyond the freedom merely of this city of Berlin, or your country of Germany, to the advance of freedom everywhere, beyond the wall to the day of peace with justice, beyond yourselves and ourselves to all mankind.

Freedom is indivisible, and when one man is enslaved, all are not free.

When all are free, then we can look forward to that day when this city will be joined as one and this country and this great continent of Europe in a peaceful and hopeful globe.

When that day finally comes, as it will, the people of West Berlin can take sober satisfaction in the fact that they were in the front lines for almost two decades.

All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words "Ich bin ein Berliner".


The Berlin Wall came down, piecemeal, in November 1989.

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